Das war der Dialog UNEXPECTED im Januar!

Am 19.1. fand im Lagerhaus der Dialog UNEXPECTED mit dem Titel „Was können wir für die Chancen junger Student_innen und Geflüchteter in Bremen tun? – Der Guineische Verein für Bildung und Integration im Gespräch mit Politik und Medien“ statt. Zusammen mit und auf Wunsch der jungen Menschen aus dem Guineischen Verein bereitete der Bremer Jugendring im Rahmen des Projekts UNEXPECTED die Diskussion  in mehreren intensiven Schritten vor.

Heraus kam eine spannende und kontroverse Veranstaltung, auf der die jungen Mitglieder des Vereins, Gäste und eingeladene Diskussionsteilnehmer_innen aus Politik, Medien, Verwaltung sowie von der Polizei über Stigmatisierung und Diskriminierung im Alltag junger Menschen, einseitige Medienberichterstattung, positive Beispiele der „Integration“ und echte Chancen  für junge Menschen, die neu nach Bremen gekommen sind, diskutierten. Moderiert wurde der Dialog von Daniel de Olano, Politologe und stellvertretender Sprecher im Beirat Östliche Vorstadt.

An den vielen Fragen der jungen Vereinsmitglieder und an ihren oft diskriminierenden Alltagserlebnissen, von denen sie zu Beginn und im Verlauf des Abends berichteten, zeigten sich die Schwierigkeit und die vielen auch strukturellen Hindernisse, in Bremen Fuß zu fassen, Freunde, eine Wohnung, einen Ausbildungsplatz oder eine Arbeitsstelle zu finden, um z.B. Arztbesuche bezahlen zu können, den Aufenthaltsstatus zu sichern oder die eigene Familie zu unterstützen. Gleichzeitig wurde klar, dass die starken Bemühungen junger Menschen, hier in Bremen anzukommen und ihr verständlicher Wunsch, ein normales Leben zu führen, nicht oft und stark genug gewürdigt werden. Die negative Berichterstattung in den letzten Monaten in verschiedenen Bremer Medien über jugendliche Drogendealer aus Guinea bedroht, so die jungen Teilnehmer_innen, ihre mühevoll selbst aufgebaute, integrative Arbeit im Verein. Es wurde sich gegen Abschiebungen und für das Anbieten von echten Alternativen ausgesprochen, auch für Jugendliche, die bereits Erfahrungen mit Kriminalität gemacht haben. Positive Vorbilder, bessere Angebote und weniger Stigmatisierungen müssen her! Wie es ein Mitglied aus dem Verein formulierte: „Integration beginnt im Supermarkt, in der Disko, in der Behörde!“ Statt übermäßig oft über  einzelne Drogendealer zu sprechen, sollte in den Medien differenziert werden, auch andere Geschichten erzählt und die Hintergründe über den Drogenhandel im Allgemeinen recherchiert werden. Statt einzelne Gruppen junger Menschen abzuwerten, sollten die eigentlichen Probleme, wie Diskriminierung und Ungleichheit, angegangen werden.

Dass die aktive Beteiligung junger Menschen an integrativen Prozessen in der Gesellschaft und an der Definition von „Integration“ viel mehr anerkannt und öffentlich gemacht werden müssen sowie über Stigmatisierungen aufgeklärt und allgemein sensibel und differenziert berichtet werden muss, darin waren sich alle Diskutierenden einig. Auch darüber, dass eine solche Diskussionsrunde ein wichtiger Schritt auf diesem Weg sein kann!

Meinungsunterschiede gab es vor allem in der Frage, inwieweit die Ausländerbehörde Spielräume überhaupt nutzt, um jungen Geflüchteten das Leben in Bremen erträglicher zu machen. Es kam die Forderung auf, ehrenamtliches Engagement – wie das der jungen Vereinsmitglieder – bei aufenthaltsrechtlichen Entscheidungen zu berücksichtigen!

Das Ende der Veranstaltung bedeutete aber nicht das Ende der angestoßenen und wichtigen Diskussion! Vielmehr ging es gleich im Anschluss daran weiter: der Integrationsbeauftragte der Polizei Bremen, Thomas Müller, lud die jungen Diskutierenden zu einer Fachtagung der Polizei ein, Sofia Leonidakis (Linke) beriet eine Gruppe aus dem Guineischen Verein direkt vor Ort zu Problemen mit Aufenthaltspapieren und der Verein verabredete sich mit dem Weser-Kurier-Reporter Ralf Michel zu einem Treffen in der Redaktion, um gemeinsam an einem journalistischen Artikel zu arbeiten!

In diesem Sinne war es eine sehr gelungene Veranstaltung, auf der die Interessen der jungen Organisator_innen öffentlich zur Sprache kamen. Der Dialog geht weiter!

 

Hier der Bericht des Weser Kuries über die Veranstaltung: http://www.weser-kurier.de/bremen_artikel,-Fluechtlingen-aus-Guinea-Perspektiven-bieten-_arid,1534322.html#comments

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