Über versperrte Wege und verschlossene Türen…

Ein Text von Marie, 15 Jahre, Schulpraktikantin beim Bremer Jugendring 01/2022:

Migrationshintergrund – eine Bildungs- und Wohnbenachteiligung

Migrationshintergrund sowie Migrationserfahrung gelten weltweit als eine Bildungs- und Wohnbenachteiligung. Die generelle soziale Abstufung von außen trägt zu dem weit verbreiteten Bild einer „armen“ Gesellschaftsform bei, welche durch die hartnäckige Durchsetzung dieser Ansichtsweise mittlerweile beinahe als ausnahmslose Situation gilt und den Kindern und Jugendlichen als bestehende Tatsache beigebracht wird. Sei es in einer Lernsituation, durch den Freundeskreis, durch Verwandte und Familie oder gar durch die Medien.

Es ist ein Umstand der negativen Darstellung Migrationserfahrender, welcher die Integration sowie die Inklusion in den Alltag als auch in Bildungsinstitutionen sowie die Einführung in den Wohnungsmarkt erschwert und demnach psychische und physische Auswirkungen auf den Menschen hat. Gerade die soziale Eingliederung und das Verständnis der Lebensumstände werden nicht offen genug in der Gesellschaft diskutiert und dargelegt.

Bildungsbenachteiligung

Der einführend falsch definierte Grund für die Bildungsbenachteiligung von Migranten und Migrantinnen ist angeblich deren ethnische Herkunft. Aus dieser oberflächlichen Annahme entsteht das fälschlich angeeignete Grundwissen von Lehrkräften, welches zu einer negativen Bewertung der Leistungen im Bereich Bildung führt.

Vorurteile und diskriminierende Annahmen seitens genannter Lehrkräfte als auch geringes Vertrauen in die Leistungen von Menschen mit Migrationshintergrund und -erfahrung können die Lernentwicklung negativ beeinflussen, wobei auch die „falsche“ soziale Herkunft die Bildungschancen verringern kann. In solchen Fällen ist es wichtig, Unterstützung zu haben. Diese kann jedoch nicht immer garantiert sein, da Eltern beispielsweise die Entfremdung von den eigenen Kindern durch deren Bildungsabschluss fürchten. Dies verdeutlicht, dass die grundlegende Auffassung von Bildungschancen für Minderheiten eine schlechte Auswirkung auf das Leben der Menschen bedeutet, die einen solchen „Bildungsnachweis“ nicht vorzeigen können und durch Angst vor dem eigenen niedrigen Selbstwertgefühl das Kind psychisch belasten, indem ihm ein negatives Gesicht entgegen gebracht wird und ihre Möglichkeiten abgestumpft werden.

Das bekannte Sprichwort: „Haben und nichthaben“ von Hemingway beschreibt diesen Zustand sehr gut, doch wer entscheidet letztlich, wer hat und wer nicht?

Auf der einen Seite stehen die Stereotype, welche die Menschen für die Außenwelt definieren und somit die Ansichtsweise der Menschen lenken, auf der anderen Seite stehen häusliche bzw. familiäre und/oder innere Konflikte mit den Meinungen anderer oder den eigenen unsicheren Entscheidungsfragen, wobei diese ihren Ursprung auch von den scheinbar unwichtigen Dingen haben können – einen Gedankenprozess anstoßend.

Wohnungsbenachteiligung

Die Suche nach der eigenen Wohnung stellt ebenfalls eine Herausforderung für Migranten und Migrantinnen dar, da sie durch hohe Mieten, Gentrifizierung, Diskriminierung, Sprachkenntnisse, Herkunft und Religion erschwert wird.
Ein wichtiger Punkt ist die starke Benachteiligung von Männern mit türkischem oder arabischem Namen, da diese mit bestimmten Stereotypen und Vorurteilen verbunden ist.

Dabei sind auch die Herkunft und Religion der Menschen eine entscheidende Sache bei der Wohnungssuche, da viele bestimmte Religionen, wie bspw. der Islam, mit Dingen wie Gewalt, ungewohnten Traditionen etc. assoziiert werden und viele Anfragen auf Wohnung so direkt abgewiesen oder ignoriert werden. Dadurch werden die Migranten und Migrantinnen bei der Integration durch psychische und existenzielle Herausforderungen nur weiter auf die Geduldsprobe gestellt und müssen Rassismus entgegentreten, um einen Wohnort zu finden, was die Absurdität einer solchen Situation betont.

Des Weiteren sind die hohen Mieten, die immer weiter ansteigen, ein weiterer Faktor, der ein Hindernis darstellt, denn viele Migranten und Migrantinnen kommen nach Deutschland um zu studieren und haben demnach noch kein großes Einkommen, doch wird dies scheinbar immer unausweichlicher. Deutsche mit einem sicheren Einkommen haben da natürlich bessere Chancen, obwohl gerade dieser Bestand verallgemeinert und auf die gesamte Gesellschaft angepasst werden sollte.

Gleiche Möglichkeiten, unabhängig von Herkunft, Name und Sprachkenntnissen sollten bereits eine grundlegende Regel, wenn nicht sogar ein Gesetz sein, um Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt entgegen zu wirken.

„Don’t judge a book by its cover!“ – „Beurteile ein Buch nie nach seinem Cover!“

Dieses Zitat von George Eliot erscheint vielleicht sehr offensichtlich, aber gerade, weil es so einfach ist, beschreibt es dieses grundlegende Problem von Migranten und Migrantinnen genau, da die Lösung zu dem Problem ebenso einfach und leicht durchzuführen sein sollte. Nämlich einen Menschen als diesen zu akzeptieren und nicht dessen Wesen an äußeren Merkmalen festzumachen, zumal der Mensch sich generell gegen Diskriminierung jeder Art richten sollte.
Es gilt die eigene Unabhängigkeit und Meinungsfreiheit nicht zu vergessen und dem Beispiel der Mehrheit, des Nachbarn/der Nachbarin, des Freundes/der Freundin nicht wegen Zwang jeglicher Form zu folgen.

Integration bedeutet Akzeptanz auf beiden Seiten.

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